Zwischen Werkzeug, Bedrohung und Verschwendung: Warum KI Richtlinien braucht

Zwischen Werkzeug, Bedrohung und Verschwendung: Warum KI Richtlinien braucht

Notbremsung

Samsung, JPMorgan, Bank of America, Citigroup: Sie alle vereint, dass sie seit Kurzem die Nutzung generativer künstlicher Intelligenz in internen Netzwerken und Firmengeräten komplett verboten oder stark eingeschränkt haben. Im aktuellen Hype scheint dies zunächst widersinnig, da KI-Technologien das Potential haben, Geschäftsprozesse zu revolutionieren und immer mehr als Synonym für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen rangieren.

Was den Konzernen dabei vor allem Sorgen macht, ist der unkontrollierte Abfluss von Firmengeheimnissen an Mitbewerber*innen oder – noch schlimmer – in die KI-Modelle selbst. Sollte eine KI aus preisgegebenen unternehmensinternen Prozessen oder Daten lernen und Schlüsse ziehen, ist es quasi unmöglich, dieses „Wissen“ wieder aus dem Sprachmodell zu tilgen.

Neben den Sicherheitsbedenken von Samsung und anderen birgt die Nutzung von KI-Technologien enorme Risiken bezüglich Grundrechtsverletzungen, mangelnder Transparenz und Reproduktion kolonialer oder rassistischer Strukturen. Ganz zu schweigen vom immensen Energieverbrauch bei Entwicklung und Training der Sprachmodelle.

Was nun?

Es könnte nun der Schluss gezogen werden, dass KI am besten gar nicht genutzt werden sollte. Doch damit macht man es sich zu einfach: Aus dem Diskurs auszusteigen und die Forschungs- und Anwendungsfelder dieser mächtigen Technologie den weniger Reflektierten zu überlassen, wäre fatal.

Wir sollten uns die Mühe machen, diese Technologie genau anzuschauen, ihre Vorteile und Risiken tiefgehend zu analysieren und festzustellen, welche Einsatzzwecke sich rechtfertigen lassen und welche Verantwortung uns daraus erwächst.

KI-Richtlinien als Leitplanke und Gradmesser

Eine KI-Richtlinie ist Ergebnis dieses Analyseprozesses, welcher das eigene Wirkungsfeld und daraus abgeleitete Anforderungen und Rahmenbedingungen mit den Fähigkeiten verschiedener KI-Tools abgleicht und eine ethische, sichere und effektive Nutzung und Weiterentwicklung gewährleistet.

Fünf Gründe für eine KI-Richtlinie

Zusammenfassend kann eine KI-Richtlinie Mehrwerte insbesondere in den folgenden Bereichen erzeugen:

1. Vertrauensbildung

KI kann oft als Blackbox wahrgenommen werden, deren innere Entscheidungsprozesse für Nutzende nicht nachvollziehbar sind. Richtlinien können dazu beitragen, Transparenz zu schaffen und Vertrauen bei Mitarbeiter*innen, Kund*innen und anderen Beteiligten zu fördern.

2. Risikominimierung

KI kann erhebliche Risiken in Bezug auf Datenschutz und Sicherheit bergen. Durch klar definierte Richtlinien können Organisationen diese Risiken identifizieren und Maßnahmen zur Erkennung und Minderung ergreifen.

3. Ethische Verantwortung

KI hat das Potential, weitreichende Auswirkungen auf Gesellschaft, Individuen und planetare Ressourcen zu haben. Daher besteht eine ethische Verpflichtung, KI auf verantwortungsvolle Weise zu nutzen, zu steuern und zu entwickeln. Richtlinien können dazu beitragen, ethische Standards festzulegen und einzuhalten.

4. Rechtliche Compliance

Es gibt eine wachsende Anzahl an Gesetzen und Vorschriften, die den Einsatz von KI regeln. Hierzu zählen auch indirekt betroffene Rechtsgüter wie das Recht auf informelle Selbstbestimmung und die DSGVO. Richtlinien können dazu beitragen, die Einhaltung dieser Vorschriften sicherzustellen und rechtliche Risiken weitgehend auszuschließen.

5. Schärfung von KI-Investitionen

KI erfordert oft erhebliche Investitionen und Umstrukturierungen. Durch die Einführung einer KI-Richtlinie können Organisationen sicherstellen, dass diese Investitionen effektiv eingesetzt werden und punktgenaue Lösungen liefern, ohne Rechenleistung und Ressourcen zu verschwenden.

Wo anfangen? Implementierung von KI-Richtlinien

Der Weg zur funktionierenden Richtlinie gliedert sich in die folgenden Phasen:

  1. Analyse der Ziele & Rahmenbedingungen
  2. Erstellung Richtlinie
  3. Implementierung
  4. Fortwährende Verbesserung

Essenziell für den Wert des gesamten Vorhabens ist jedoch letztlich, wie die geschaffenen Spielregeln in der Organisation gelebt werden. Hierbei sind insbesondere die Schulung der Mitarbeitenden, inkl. Schaffung von Bewusstsein und Beteiligung, die fortlaufende Überprüfung und Aktualisierung der Richtlinien sowie die Einrichtung von Mechanismen zur stetigen Verbesserung entscheidend.

Die wirksame Implementierung sinnvoller KI-Richtlinien ist also eine komplexe Aufgabe, die technisches Know-how, Feingefühl in der Organisationskultur sowie Datenschutzkompetenz erfordert. Viele Organisationen entscheiden sich daher für eine Zusammenarbeit mit spezialisierten externen Berater*innen.

101LAB vereint die passenden Kompetenzen und unterstützt Unternehmen, NGOs und Vereine auch beim Thema KI-Richtlinien – mit Fokus auf ernstgemeinte Nachhaltigkeit*, Open Source-Lösungen und kompromisslosen Datenschutz.