Digitale Souveränität 101 – wie ihr eure Organisation unabhängig von Big Tech macht

Digitale Souveränität 101 – wie ihr eure Organisation unabhängig von Big Tech macht

Egal ob Werbe-Tracking, Überwachungsstaaten oder Diskriminierung und Verfolgung – Gründe gibt es genug, sich im digitalen Raum mehr Selbstbestimmung zu verschaffen. Vor allem für Purpose-Unternehmen und Nonprofits sollte es in größtem Eigeninteresse sein, ihre guten Ziele nicht durch fahrlässige digitale Praktiken auszuhöhlen.

Angenommen, ihr habt die Entscheidung getroffen, etwas zu ändern – wo fangt ihr an und wie soll das gehen? Die Antwort kommt hier:

Was braucht ihr?

💡 Bewusstsein

Habt ein Bewusstsein für Risiko und Verantwortung.

  • Ihr habt Verantwortung für alle Daten, mit denen ihr in Kontakt kommt – denn dahinter stehen Menschen.
  • Seid euch bewusst, dass „nichts zu Verbergen haben“ ein Privileg ist.
  • Eure individuelle Entscheidung hat Konsequenzen – weit über euren Wirkungskreis hinaus. Wenn ihr andere z.B. per Gmail kontaktiert oder zu Zoom einladet, landen beim Antworten oder Annehmen auch deren Daten in den Händen der Werbeindustrie oder autoritärer Staaten.

🧭 Strategie

Zielstellung sollte sein, nur Software einzusetzen, die

  • Open Source ist
  • Daten lokal (auf deinen Geräten) oder ausschließlich in der EU speichert
  • von einem europäischen Anbieter zur Verfügung gestellt wird
  • Beginnt bei den sensibelsten Punkten, BigTech abzuschaffen:
    • Passwörter: nutzt einen Passwortmanager, der obige Zielstellung erfüllt* und ändert dann ALL eure Passwörter, die vorher in anderen Diensten gespeichert waren.
    • Backups: sichert eure Geräte an Orten, die ihr möglichst stark selbst in der Hand habt (auf eigene Festplatten, Netzwerkspeicher (NAS) oder nutzt Open Source Backup-Software wie Borg backup in Verbindung mit einem Server innerhalb der EU).
  • Im Weiteren wird jeder Bereich, den eure IT abdeckt, ersetzt. Z.B.:
    • Browser (z.B. Firefox, Chromium)
    • Dateispeicher und Sharing (z.B. Nextcloud*),
    • Kalender, Kontakte, Aufgaben, … (z.B. Nextcloud*),
    • Videotelefonie (z.B. Nextcloud Talk*, jitsi, BigBlueButton),
    • E-Mail (z.B. mailbox.org*, Posteo, Tuta),
    • Projektmanagement (z.B. OpenProject*, Nextcloud Deck*),
    • Office-Software (z.B. Collabora Online*, LibreOffice, OnlyOffice).
  • Entscheidet vor jeder Phase der Veränderung als Gruppe:
    • Wie ihr zwischen euren Bedürfnissen an Usability und Funktionalität sowie Souveränität und Sicherheit abwägt.
    • Ob ihr die Gelegenheit nutzen könnt, Prozesse zu verbessern und eure Team-Kultur zu stärken.
    • Berücksichtigt dabei, dass digitale Kompetenzen und Bedürfnisse im Team sehr unterschiedlich verteilt sein können.

Nehmt euch Zeit zum Testen und viel Rücksicht. Es muss nicht alles auf einmal umgestellt werden. Mit Daten verantwortungsvoll umzugehen, ist ein Prozess, der kontinuierlich erfolgt.

💪 Ressourcen

  • Personell, denn Souveränität braucht Kompetenz.
    • Big Tech entmündigt, indem sie euch das Gefühl gibt, diese Kompetenz abgeben zu können, ohne euch dabei über die Folgen zu informieren.
    • Für die Bereiche IT und Datenschutz muss es klare Verantwortlichkeiten geben.
    • Alle Menschen in eurer Organisation müssen regelmäßig geschult werden.
  • Finanziell, denn ihr habt euch entschieden, nicht mehr mit euren Daten und denen eurer Stakeholder zu zahlen.
  • Zeitlich, denn digitale Souveränität bedeutet, sich stets informiert zu halten.

👂 Feedback

  • Holt euch Feedback von euren Stakeholdern
    • Die beste Strategie nützt nichts, wenn die, die sie umsetzen sollen, sich in ihr nicht wiederfinden.
    • Klärt externe Stakeholder darüber auf, warum ihr auf Big Tech verzichtet und wie ihr euch alternativ organisiert. Viele reagieren interessiert, wenn einem Videocall einmal nicht in den üblichen Big Tech-Tools stattfindet. Nutzt das und kommt ins Gespräch.
  • Behaltet im Blick, dass technische Probleme nicht immer technische Lösungen haben müssen. Sinnvoll ist ein bewusster Aushandlungsprozess zwischen technischen, organisatorischen und kulturellen Faktoren.

Ganz grundlegend:

Bleibt kritisch – Technologie ist ein Werkzeug und nicht die Lösung.

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